Nicht „perfekte“ Kunst
Künstlerduo Kainz zeigt erstmals Fehler der digitalen Fotografie
(Staatz/ 10. Oktober 2014) – Mit der Ausstellung „Fotofehler“ präsentieren Birgit und Peter Kainz, Künstler und Spezialisten für digitale Fotografie in Österreich, Verarbeitungsfehler ihrer Kamera der vergangenen Jahre. Abseits des Gedankens, dass Technik – und vor allem digitale Fotografie – fehlerfrei sind, stehen diesmal die zufälligen Fotofehler im Zentrum ihrer ästhetischen Betrachtung. Nichts Gegenständliches ist zu erkennen wie wir es üblicherweise von Fotografien gewohnt sind. Zu sehen sind bunte Pixel, farbige Flächen und Verwischungen.
„Peter Kainz beherrscht das Fach der digitalen Fotografie nahezu perfekt. Umso bemerkenswerter ist es, dass er sich als federführender Experte in Österreich dem Thema der „Fotofehler“ widmet. Die Geschichte der Fotografie ist auch immer eine Geschichte des Scheiterns und der Misserfolge, deshalb ist es um so interessanter sie künstlerisch zum Gegenstand zu ernennen“, erklärt Frauke Kreutler, Kunsthistorikerin und Kuratorin.
Trotz vermeintlicher Perfektion des fotografischen Instrumentariums gehören auch unvorhersehbare und vom Menschen scheinbar nicht zu kontrollierende Störungen dazu. „Die digitale Fotografie ist ebenso wenig fehlerlos wie die analoge. Wir bekennen uns zur Nichtperfektion und holen die versteckten Fehler vor den Vorhang. Das Leben ist nicht perfekt. Aber daran wachsen wir alle“, so Peter Kainz. „Fotografien zeigen uns häufig eine Welt des angeblich Schönen und Vollkommenen. Aber auch das Scheitern kann sinnvoll und Fehler können auch schön sein“, ergänzt Birgit Kainz.
Perfekte paradoxe Technik wird zur Kunst.
Die Geschichte der Fotografie, seit ihren Anfängen um 1839, ist auch eine Geschichte von Kontrollverlust. Seit den ersten fotografischen Verfahren standen Materialien im Fokus deren chemische Reaktion weder vorhersehbar noch gänzlich kontrollierbar war. Die entstandenen Misserfolge bzw. Fehler bringen zum Ausdruck, dass bei der Erzeugung des fotografischen Bildes immer mit der Eigendynamik des Instrumentariums zu rechnen ist.
Die Flecken und Pixeln können ausschließlich als Fehler bzw. Störungen gesehen werden. Die „Fotofehler“ machen aber gerade in ihrer Fehlerhaftigkeit das fotografische Bild als ein Bild der Technik sichtbar.
Gerade im Medium der Fotografie wird vermeintlich die Wirklichkeit abgebildet.
Aber erst mit dem Auftreten eines Fehlers wird der technische Ablauf dahinter sichtbar und somit die Ambivalenz zwischen Realität und Konstrukt erkennbar.
Mit der Ausstellung „Fotofehler“ machen die Künstler Birgit und Peter Kainz die „Nicht-Perfektion“ zur Kunst, zeigen die Paradoxie der Technik auf und appellieren Fehler im Leben zuzulassen und ihre Chancen zu erkennen.